Nach drei Jahren mit einer „relativ“ restriktiven Geldpolitik steigt die globale Liquidität wieder an. Ausgelöst durch die Ereignisse in Japan im August, sind die Zentralbanken weltweit wieder im geldpolitischen Expansionsmodus („Courant normal“, denn dies ist deren einzige Aufgabe und Daseinsberechtigung …).
Ein substanzieller Teil der wirtschaftlichen inflationären Abkühlung der letzten drei Jahre ist auf den üblichen Lagerzyklus zurückzuführen. Man mag sich an die Panik bezüglich Lieferketten auf der Beschaffungsseite erinnern etc. Dies führte zu einem Überkonsum⁄Lageraufbau, was die Inflation noch zusätzlich anheizte. Ein typisches Beispiel des Peitschenhiebeffekts. Aufgrund der restriktiveren Geldpolitik wurde die
Wirtschaftsentwicklung eingebremst, die Lager wurden wieder abgebaut und an die tieferen Verkaufszahlen angepasst.
Die Situation im Ölmarkt ist ein guter Proxy
Entgegen dem landläufig kolportierten Mantra findet keine Überproduktion statt. Wenn in einem Markt der Lagerstand sinkt, ist offensichtlich das Gegenteil der Fall. Es wird mehr konsumiert als produziert, und die Differenz kommt aus dem Lager (sofern es noch bestückt ist).
Das gab es noch nie
Seit Erhebung der Daten waren die Finanzspekulanten noch nie so short am Ölmarkt wie aktuell. Üblicherweise endet das in einem Desaster. Im Gegensatz zu Finanzprodukten geht man mit dem Leerverkauf von Rohstoff-Futures eine Lieferverpflichtung ein. Diese kann man jedoch nur mit dem physischen Produkt erfüllen, das man nicht hat. Diese Situation, kombiniert mit abgebauten Lagern, hat das Potenzial für große Verwerfungen. Probleme auf der Produktionsseite (gibt es die mal nicht?) führen zu den Ereignissen, die man vor dem Sommer bei Kupfer oder kürzlich bei Kakao sah. Bekanntlich ist Öl jedoch weder Kaffee noch Kakao. Das Produkt hat eine völlig andere volkswirtschaftliche Bedeutung, ebenso ist es wohl das größte Geschäft der Welt. Die Erträge der Ölproduktion belaufen sich auf zirka 3 Prozent des gesamten globalen Bruttosozialprodukts. „Schaun mer mal, dann sehn mer scho“, wie Kaiser Franz selig zu sagen pflegte …